Glücke kommt von   Lücke

Im Mittelalter hatte der Dombaumeister Glück, wenn der Schlussstein in die Lücke am Scheitelpunkt passte und der Keil den Bogen zusammen hielt.





Das erst um 1160 mhd. als g(e)lücke oder mod. als (ge)lücke auftretende Wort entstammt dem niederfränkischen gilukki und erweist sich als Präfixkompositum zwischen ge und dem wort lücke. Glücken ist demnach ethymologisch auf das Ausfüllen von Lücken beziehbar.


Jochen Hörisch. In: Stefan Hajduk 'Die Figur des Erhabenen. Robert Musils ästhetische Transgression der Moderne', Würzburg 2000


LUECKE IST EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE


befindet sich ein mensch in einem gestell, so kann er darin bleiben oder es verlassen, wenn es zugelassen wird. bleibt er, dann kann er warten und sonst nichts tun als warten, oder er kann warten und beim warten etwas tun. tut er etwas, so kann er es an sich selbst tun, einem lebewesen, einem gegenstand oder an einer vorstellung tun.

aus: Franz Mon: herzzero. janus press, Berlin 1996. Mit Dank an Gerhard Wolf






Ein Zwischenfall, ein Fehler, eine Lücke in der Contenance des Alltags...
Ich sitze in einer Lücke und suche nach einem Ausweg. Die Wege sind weg. Sie führen nicht heraus, sondern im Kreis herum, kommen an kein Ende, führen nicht zum Ziel, sondern zu anderen Wegen. Die Wege machen einen Umweg um das Ziel herum.
Ich stecke in einer Lücke fest und könnte sie zur vorläufigen Bleibe machen, indem ich sie erweitere, Spielraum und Bewegungsfreiheit schaffe zum Auf- und Abgehen, zum Nachdenken, wohin ich eigentlich will. Oder ich versuche gleich, einen Ausweg aus der Lücke freizuschaufeln.

Dank an Hannes Böhringer für den Auszug aus 'Der  Löffel'. In: 'Notlösungen. Kultur und Christentum',   Merve Berlin 2012


Es war einmal ein Lattenzaun,                   

mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

Ein Architekt, der dieses sah,                    

stand eines Abends plötzlich da

und nahm den Zwischenraum heraus        

und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm       

mit Latten ohne was herum.

Ein Anblick grässlich und gemein.              

Drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Architekt jedoch entfloh                     

nach Afri- od Ameriko.

Christian Morgenstern: 'Galgendichtung' 1905